Neues und auch Altes aus meinem Leben als Nives
Dienstag, 23. April 2024
Nachdem ich ja gestern eher ein Down hatte, geht`s mir heute eigentlich richtig gut. Ich bin nur ziemlich müde, aber ich habe mich für eine Stunde hingelegt und ein wenig geschlafen nachdem mein Mann diesmal selber in die Arbeit gefahren ist und ich noch bissl gelesen habe. Normalerweise bringe ich ihn in die Arbeit- wir haben ein gemeinsames Auto und damit ich im Alltag ganz mobil sein kann, habe ich das Auto dann. Aber ehrlich gesagt brauche ich es sehr wenig- das versuche ich zumindest, denn im Moment fühle ich mich beim Fahren noch nicht so sicher. Ich habe meinen Führerschein ja erst seit September letzten Jahres. Endlich! Es ist natürlich erleichternd, denn das habe ich ja ständig vor mir hergeschoben und zwischendurch wurde mir ja auch gesagt ich hätte ADHS und wäre deshalb eher unfähiger ein Auto zu fahren wegen Konzentrationsschwäche. Generell können einem viele Schwächen eingeredet werden an die man dann auch noch glaubt- ich bin echt leichtgläubig und das ärgert mich. Das mit dem ADHS kann gut sein, wobei der „Trend“ etwas nervig ist um das Thema, weil auf einmal einige Freundinnen auch ADHS haben und ich mich selbst ziemlich reingesteigert und darauf ausgeruht habe. Aber ganz ehrlich, ich glaube mich beeinträchtigt das im Moment weniger. Klar habe ich depressive Phasen (im Moment hält sie etwas lange an), Energieschübe/Ausbrüche, kreative Schaffensphasen oder absolute Kreativtiefs….ich bin sehr chaotisch, impulsiv, kritikunfähig und so weiter. Aber naja Medikamente brauche ich jetzt glaube ich nicht und somit kann ich nur daran arbeiten bzw. Lernen damit umzugehen. Es ist im Moment nicht ganz so einfach mich auf die Ruhe, die mich umgibt, einzulassen. Ich bin werdende Mutter, in einem neuen Land, mein Mann arbeitet ich bin zuhause. Zwar habe ich mich im Café, das nur fünf Gehminuten von uns entfernt ist, beworben, allerdings wissen die nicht wie sie mich wegen der Schwangerschaft anstellen sollen und ich habe die Befürchtung, dass ich das Energiemässig vielleicht auch gar nicht so gut hinbekomme. Aber wie gesagt: ich zweifle oft an meinen Fähigkeiten, was vielleicht auch ein Grund ist warum ich Ausbildungs- und Arbeitstechnisch etwas mager dastehe. Eigentlich könnte ich diese Zeit richtig geniessen. Bücher lesen, backen und kochen, Schmuck basteln, Musik machen. Das habe ich ja auch alles vor und manches davon mache ich ja schon. Nur ist es trotzdem irgendwie schwierig für mein Selbstbewusstsein, dass ich eigentlich „nichts mache“. Es stimmt ja auch nicht, dass ich nichts mache, aber eben nichts womit ich Geld verdiene und nichts was man erzählen kann bzw. Was in irgend einer Weise eine Form der Anerkennung rausspringen lässt. Jetzt wo ich das so schreibe, merke ich ja selbst wie blöd das ist. Es frustriert mich ein wenig, dass ich meinen Popo nicht hochgekriegt hab und an meinem Café - Konzept weiter gearbeitet hab. Oder mal in der Buchhaltung tätig war, da hätte ich ja die Ausbildung. Wobei mich Buchhaltung auch echt nicht interessiert….Ach keine Ahnung, ich drehe mich im Kreis. Langsam, langsam aber stetig beginne ich die Zeit hier besser zu „nutzen“. Nutzen- wie mich dieses Wort immer so genervt hat. Wieso muss man alles so nutzen und alles so effizient machen? Aber in dem Fall meine ich es eben so, dass ich mich etwas besser orientiere und den Tag bzw. Die Zeit nicht komplett totschlage. Es tut mir richtig gut zu lesen- unter anderem die Blogbeiträge auf dieser Plattform. Es tut mir auch gut zu Kochen und zu backen. Es tut mir gut mit meinen Freundinnen zu telefonieren und mir einen Rooibus Latte zu machen. Der erste seit meiner Arbeit im Café. Dieser Rooibus Latte hat mir meinen Tag bis jetzt im wahrsten Sinne des Wortes, versüsst. Er ist so unglaublich gut und durch den Milchschaum (endlich kann ich mal wieder einen machen, sonst habe ich den ja nur für den Kaffee gemacht) fluffig und einfach nur köstlich. Es tut mir gut, dass ich begonnen habe, mich bisschen mit der Bibel zu beschäftigen. Habe ein Buch, das den Aufbau und die Themen gut zusammenfasst und in Zusammenhang setzt. Das finde ich sehr interessant. Ausserdem kommt ab jetzt jeden Moment das lang ersehnte Klavier. Mein Mann und ich freuen uns riesig darauf. Es ist, finde ich, sehr süss, dass er sich auch so sehr freut, schliesslich spielt er ja gar nicht und hat es eigentlich eher besorgt um mir eine Freude zu machen. Ich bin wirklich sehr dankbar um ihn.

Heute habe ich meinen ersten selbstemachten Hummus und ein Kartoffelgratin zubereitet. Beides freut mich sehr und riecht zumindest herrlich!



Kleiner Nachtrag: das Klavier ist angekommen!



Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag



Montag, 22. April 2024
So, jetzt versuche ich noch einen Anlauf. Das, was ich vorhin geschrieben habe, das wollte ich eigentlich nicht schreiben. Jedenfalls nicht so. Ich wollte über Talente schreiben, weil mich das gerade wirklich beschäftigt. Aber nicht, ob es die überhaupt wirklich gibt und ob ich welche habe und ob, wenn man falsch singt, überhaupt dafür ein Talent hat oder nicht. Ich wollte eigentlich darüber schreiben, dass ich im Moment so eine Leere empfinde wie vielleicht lange nicht mehr und ich frage mich, ob ich die Leere in dieser Art je so empfunden habe. Es stimmt aber, dass die Musik, also das Musikmachen, mir fehlt. Es fehlt mir so sehr und vorhin, als ich einen Marmorkuchen in Guglhupfform gebacken habe, da ist es mir geschossen: eigentlich kann ich doch dankbar dafür sein, dass mir das Klavierspielen und dazu Singen so fehlt, denn sonst wüsste ich ja gar nicht, dass ich das so mag. Jedenfalls war das ein Gedanke und vielleicht ist da auch was dran.

Ich kann eigentlich vieles: backen, kochen, über Dinge lachen, singen, Klavier spielen,…vielleicht sogar schreiben. Gedichte undso. Eigentlich habe ich ja auch Schmuck gemacht und den über Instagram und zwei mal bei einem Markt verkauft. Aber im Moment scheint mir nichts gut genug und ich komme mir total blöd vor. So als würde ich verdummen, weil mich zum Beispiel die Politik nicht interessiert oder besser gesagt, weil die Politik mich frustriert. Es gäbe so vieles womit ich mich gerne beschäftige, aber ich komme mir so alleine vor und ich habe richtig wenig Antrieb. Als ich mal in einer Psychotherapiestunde war, haben wir versucht das zu üben. Der Psychotherapeut und ich. Dass ich mal mehr Energie in das stecke, was mir wichtig ist. Aber im Moment ist einfach alles weg. Sogar meine Idee mit dem Büchercafé und überhaupt der Kaffee. Ich war ja ein richtiger Nerd könnte man sagen. Mit Mahlgrad, richtige Kaffeebohnen, den unterschiedlichen Kaffeemaschinen bzw. Zubereitungsmethoden…naja und jetzt bin ich schwanger und kann von einem Tag auf den anderen keinen Kaffee mehr riechen. Ich will auf Tees umsteigen aber irgendwie finde ich die, die ich trinken darf, langweilig und die, die ich mühevoll heraussuche und irgendwie interessant finde, haben dann irgend ein Kraut drin, was ich nicht einnehmen darf. Zudem ist mir dann auch immer wieder in unregelmässigen Abständen schlecht, was meine Liebe zum Essen irgendwie ein bisschen stört. Naja, ich freue mich auf das Klavier und die Musik.



Gibt es so etwas überhaupt? Talente meine ich. Es gibt eine Influencerin, eigentlich ist sie Künstlerin, also Malerin, und die behauptet das. Sie meint, es gäbe keine Talente. Vielleicht hat ihre Ansicht ja einen Wahren Kern, auch wenn ich sie grundsätzlich nicht teile. Ich denke nämlich schon, dass jeder in unterschiedlichen Dingen unterschiedlich begabt ist. Ich kenne zum Beispiel Menschen, die können einfach wirklich nicht so gut singen, auch wenn sie es gerne tun. Natürlich kann man das üben - aber hat man das Talent dann? Oder ist es einfach eher eine Leidenschaft dafür? Kann man, wenn man eine Leidenschaft für etwas hat, automatisch gut darin sein- also ein besonderes Talent dafür haben? Was heisst denn auch „gut sein“. Das könnte ja auch sehr subjektiv sein. Wie subjektiv kann man denn in der Musik sein? Für mich ist ein Ton getroffen oder eben nicht- gibt es ein Dazwischen, was trotzdem gewollt und gleichzeitig schön ist? Was Musik eigentlich erfüllen? Nur die Schönheit? Wahrscheinlich nicht.

Zurück zu den Talenten: im Moment weiss ich überhaupt nicht so genau wo meine Talente sind und auch nicht was ich daraus machen soll. Eigentlich ist die Musik ja das Beständigste in meinem Leben und ich glaube schon, dass ich in gewisser Weise ein „Talent“ dafür habe, allerdings konnte ich jetzt Wochenlang nicht musizieren, weil ich kein Klavier habe und ich mich ohne dem etwas allein fühle. Es ist etwas schwer für mich, dass mein Mann zwar mein Klavierspiel ganz gerne mag, allerdings meinen Gesang weniger. Zumindest glaube ich das. Es nimmt mir etwas Sicherheit und Selbstbewusstsein, weshalb ich auch lieber dann Musik mache, wenn er nicht da ist. Ab morgen haben wir ein elektrisches Klavier hier und am Tag darauf kann ich mich endlich wieder meiner Musik widmen. Es freut mich sehr, weil ich merke, wie sehr mir das gefehlt hat.

Was meint ihr: Gibt es Talente?



Donnerstag, 18. April 2024
Zuerst wusste ich überhaupt nicht, wie ich hier beginnen soll. Schon wieder. Ich habe bestimmt schon drei Beiträge mit dem Titel „Neuanfang“. Ein viertes Mal wäre es doch irgendwie nicht mehr glaubwürdig. Oder doch? Es ist kein Neuanfang- nicht direkt. Es ist einfach viel passiert und jetzt passiert gerade nichts. Aussen zumindest. Nachdem wir geheiratet haben, sind wir gemeinsam nach Belgien gezogen. Dort sollte mein Mann einen Landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen und ich habe mich ständig gefragt, ob er das auch wirklich will. Um genauer zu sein, habe ich das IHN natürlich auch gefragt. „Ja, ja“ kam dann zurück oder so etwas ähnliches, was dadurch aber kaum überzeugender war. Ich versuchte mich in dem Haus am Land einzurichten. Ich habe zwei kleine Wände gestrichen: eine in einer Art Beerenrot und die andere in einem herrlichen Meeres- Blau. Bei der blauen Wand hat mir meine beste Freundin Jolie geholfen, die uns für eine Woche besucht hat. Ich habe in dieser Zeit viel gekocht und gebacken, denn zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich eine etwas grössere Küche, sogar mit einem wärmenden Holzofen, den mein Mann immer wieder mit Holz auffüllte. Das Haus war richtig gross und ich habe mich sehr klein gefühlt. Ich versuchte Gegenstände, die meine waren, in den Zimmern zu verteilen um das Haus zu meinem zu machen, aber es hat nicht so ganz funktioniert. Was uns beiden geholfen hat uns etwas von unserem Heimweh abzulenken war der Hund, den mein Mann als Hochzeitsgeschenk an mich besorgt hatte. Molly. Eine wunderschöne Appenzeller Hündin, für die wir Anfangs immer gegen vier Uhr morgens die Tür öffnen mussten, damit sie nicht ins Haus machte. Es gibt viele kleiner Geschichten von diesem Haus, von diesem Ort, aber wir blieben nicht lange. Die Zusammenarbeit mit dem Familienmitglied im Betrieb hat nicht funktioniert und nach wochenlangem Hadern, Kämpfen, Aushalten, Weinen und Schreien haben wir entschieden, dass wir gehen. Wir haben es vorerst niemandem gesagt. Nur wir beide, mein Mann und ich wussten, dass wir am Dienstag fahren würden und so schnell nicht wieder kommen werden. Wir hatten beide keine Arbeit und wussten auch nicht, wann wir eine haben würden.

Mittlerweile sind wir angekommen. In einem Dorf, weniger weit weg von meiner Heimatstadt als Belgien aber immer noch fünf Stunden mit dem Zug davon entfernt. Es schneit. Ich habe vor der Hochzeit wieder mit dem Lesen begonnen, was mir auch mit meiner Schreibblockade etwas hilft- nicht viel aber doch. Wir haben eine helle Wohnung, die wir mit Second Hand Möbeln und dem eingerichtet haben, was wir in drei Umzugskartons aus Belgien mitgenommen haben. Ausserdem hatte ich noch einige Dinge von meinen alten Wohnungen bei meinen Eltern im Keller untergebracht. Ich backe und koche wieder viel, lese (das hatte ich ja bereits erwähnt), höre Musik, versuche Ordnung zu halten…und vermisse die Musik. Die Musik selbst zu machen meine ich. Ich vermisse es zu singen und Klavier zu spielen. Das Klavier haben wir aus Belgien nicht mitgenommen. Ohnehin haben wir ein neues bestellt, das besser klingt und einen angenehmeren Anschlag hat. Darauf warte ich jetzt langsam schon etwas ungeduldiger. Zu singen traue ich mich irgendwie nicht und wenn ich singe erschrecke ich darüber wie falsch und erzwungen die Töne klingen. Da fehlt mir wohl die Übung. Ich müsste auch lauter singen, aber ich habe Angst vom Mieter, der über uns wohnt, gehört zu werden und ihn vielleicht zu stören.
Ausserdem ist es mit einem Klavier als Begleitung einfacher. Ich habe vor es wieder zu lernen. So richtig mit Notenlesen und Technik einüben. Ich hoffe sehr, dass ich das durchhalte und meine Energie bzw. mein Wille dafür stark genug ist. So allein und leer ich mich vielleicht gerade fühle, so sehr freut es mich meine Finger über der Tastatur zu spüren und euch ein bisschen von mir zu berichten. Je weniger ich geschrieben habe, desto mehr war in den letzten Wochen und Monaten los- vielleicht nicht äusserlich aber im innern. Aber spürbar war es für mich trotzdem nicht. Es hilft mir das hier zu teilen und vielleicht ein wenig zur Ruhe zu kommen ohne von der Stille hier verschluckt zu werden.


Da ich es wieder mit dem Lesen aufgenommen habe, möchte ich auch noch einen Buchtitel mit euch teilen, der mir gefallen hat: „Die Enkelin“ von Bernhard Schlink. Es ist natürlich eine sehr persönliche Sache, ob ein Buch nun gefällt oder nicht, aber vielleicht sucht ja gerade jemand von euch etwas zum Lesen. Ausserdem habe ich mit einem Buch begonnen dessen Titel „Wenn die Nacht am stillsten ist“ lautet. Von Arezu Weitholz. Die Worte gehen mir sehr nah und ich bin erst auf den ersten Seiten.





Ich wünsche euch von herzen einen wunderschönen Donnerstag.
Bis bald,
Nives