Neues und auch Altes aus meinem Leben als Nives
Montag, 29. April 2024
Kürzlich habe ich eine Nachbarin kennen gelernt, die langsam auf die achtzig zugeht. Sie ist eine schmale, kleine Frau mit kurzen Haaren und einem freundlichen Gesicht. Die erste Begegnung fand deshalb statt, weil sie sich über solche Menschen aufregte, die den Hundekot zwar ins Sackerl geben, das Sackerl dafür aber einfach vor fremden Haustüren liegen liessen anstatt es einfach in den vorgesehenen Behälter zu werfen. Willkommen in der Schweiz, dachte ich mir. Aber irgendwie kamen wir ins Gespräch und es war schön. Wir haben uns ausgemacht diese Woche einmal spazieren zu gehen. Also bin ich heute gegen elf aus der Wohnung gegangen und habe den Namen meiner Nachbarin auf der Klingel gesucht um sie zu fragen, ob es denn heute möglich wäre schon spazieren zu gehen. Lustigerweise habe ich sie dann aber gleich im Eingang angetroffen, weil die Tür schon offen war und sie dort im Erdgeschoss/Keller ihre Wäsche aufgehängt hat. Vierzig Jahre hätte sie am Montag Waschtag, hat sie mir erzählt. Ich fragte sie, ob sie denn noch spazieren gehen wolle und sie meinte, dass wir gerne für eine Viertelstunde mit dem kleinen Hund ihrer Tochter raus könnten. Aus der Viertelstunde wurde über eine Stunde in der wir gar nicht so weit kamen, dafür aber über vieles geredet haben. Vor allem hat sie erzählt. Über ihre Kindheit. Davon, dass sie neun Kinder gewesen wären, dass ihr Vater gestorben ist, als sie nur sieben Jahre alt war. Dass die Klosterschwester an ihrer Schule meinte, ihr Vater sei nicht in den Himmel gekommen. Sie erzählte vom sparsamen Leben, das sie führen mussten und dass es trotzdem eine schöne Zeit gewesen ist. Von ihrer ersten Ehe hat sie wenig erzählt, aber sie hat sich scheiden lassen, weswegen die anderen im Dorf schlecht über sie geredet hatten. Ihre zweite Ehe war nicht unbedingt besser - leider. Ihr Mann kümmerte sich nicht um die Kinder, ging ins Wirtshaus, sie arbeitete. Bis es ihr zu viel wurde und sie bei den Kindern blieb und er mehr arbeiten musste. Kinder zu haben, meinte sie, sei etwas wunderschönes. Sie hat so liebevoll und fröhlich darüber gesprochen, es hat mir in Bezug auf mein eigenes Baby Mut gemacht. Ich bin froh, dass ich wieder zuhause bin, aber wir haben uns gesagt, dass wir uns bald wieder sehen werden. Es war für uns beide besonders.