Neues und auch Altes aus meinem Leben als Nives
Zuerst wusste ich überhaupt nicht, wie ich hier beginnen soll. Schon wieder. Ich habe bestimmt schon drei Beiträge mit dem Titel „Neuanfang“. Ein viertes Mal wäre es doch irgendwie nicht mehr glaubwürdig. Oder doch? Es ist kein Neuanfang- nicht direkt. Es ist einfach viel passiert und jetzt passiert gerade nichts. Aussen zumindest. Nachdem wir geheiratet haben, sind wir gemeinsam nach Belgien gezogen. Dort sollte mein Mann einen Landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen und ich habe mich ständig gefragt, ob er das auch wirklich will. Um genauer zu sein, habe ich das IHN natürlich auch gefragt. „Ja, ja“ kam dann zurück oder so etwas ähnliches, was dadurch aber kaum überzeugender war. Ich versuchte mich in dem Haus am Land einzurichten. Ich habe zwei kleine Wände gestrichen: eine in einer Art Beerenrot und die andere in einem herrlichen Meeres- Blau. Bei der blauen Wand hat mir meine beste Freundin Jolie geholfen, die uns für eine Woche besucht hat. Ich habe in dieser Zeit viel gekocht und gebacken, denn zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich eine etwas grössere Küche, sogar mit einem wärmenden Holzofen, den mein Mann immer wieder mit Holz auffüllte. Das Haus war richtig gross und ich habe mich sehr klein gefühlt. Ich versuchte Gegenstände, die meine waren, in den Zimmern zu verteilen um das Haus zu meinem zu machen, aber es hat nicht so ganz funktioniert. Was uns beiden geholfen hat uns etwas von unserem Heimweh abzulenken war der Hund, den mein Mann als Hochzeitsgeschenk an mich besorgt hatte. Molly. Eine wunderschöne Appenzeller Hündin, für die wir Anfangs immer gegen vier Uhr morgens die Tür öffnen mussten, damit sie nicht ins Haus machte. Es gibt viele kleiner Geschichten von diesem Haus, von diesem Ort, aber wir blieben nicht lange. Die Zusammenarbeit mit dem Familienmitglied im Betrieb hat nicht funktioniert und nach wochenlangem Hadern, Kämpfen, Aushalten, Weinen und Schreien haben wir entschieden, dass wir gehen. Wir haben es vorerst niemandem gesagt. Nur wir beide, mein Mann und ich wussten, dass wir am Dienstag fahren würden und so schnell nicht wieder kommen werden. Wir hatten beide keine Arbeit und wussten auch nicht, wann wir eine haben würden.

Mittlerweile sind wir angekommen. In einem Dorf, weniger weit weg von meiner Heimatstadt als Belgien aber immer noch fünf Stunden mit dem Zug davon entfernt. Es schneit. Ich habe vor der Hochzeit wieder mit dem Lesen begonnen, was mir auch mit meiner Schreibblockade etwas hilft- nicht viel aber doch. Wir haben eine helle Wohnung, die wir mit Second Hand Möbeln und dem eingerichtet haben, was wir in drei Umzugskartons aus Belgien mitgenommen haben. Ausserdem hatte ich noch einige Dinge von meinen alten Wohnungen bei meinen Eltern im Keller untergebracht. Ich backe und koche wieder viel, lese (das hatte ich ja bereits erwähnt), höre Musik, versuche Ordnung zu halten…und vermisse die Musik. Die Musik selbst zu machen meine ich. Ich vermisse es zu singen und Klavier zu spielen. Das Klavier haben wir aus Belgien nicht mitgenommen. Ohnehin haben wir ein neues bestellt, das besser klingt und einen angenehmeren Anschlag hat. Darauf warte ich jetzt langsam schon etwas ungeduldiger. Zu singen traue ich mich irgendwie nicht und wenn ich singe erschrecke ich darüber wie falsch und erzwungen die Töne klingen. Da fehlt mir wohl die Übung. Ich müsste auch lauter singen, aber ich habe Angst vom Mieter, der über uns wohnt, gehört zu werden und ihn vielleicht zu stören.
Ausserdem ist es mit einem Klavier als Begleitung einfacher. Ich habe vor es wieder zu lernen. So richtig mit Notenlesen und Technik einüben. Ich hoffe sehr, dass ich das durchhalte und meine Energie bzw. mein Wille dafür stark genug ist. So allein und leer ich mich vielleicht gerade fühle, so sehr freut es mich meine Finger über der Tastatur zu spüren und euch ein bisschen von mir zu berichten. Je weniger ich geschrieben habe, desto mehr war in den letzten Wochen und Monaten los- vielleicht nicht äusserlich aber im innern. Aber spürbar war es für mich trotzdem nicht. Es hilft mir das hier zu teilen und vielleicht ein wenig zur Ruhe zu kommen ohne von der Stille hier verschluckt zu werden.


Da ich es wieder mit dem Lesen aufgenommen habe, möchte ich auch noch einen Buchtitel mit euch teilen, der mir gefallen hat: „Die Enkelin“ von Bernhard Schlink. Es ist natürlich eine sehr persönliche Sache, ob ein Buch nun gefällt oder nicht, aber vielleicht sucht ja gerade jemand von euch etwas zum Lesen. Ausserdem habe ich mit einem Buch begonnen dessen Titel „Wenn die Nacht am stillsten ist“ lautet. Von Arezu Weitholz. Die Worte gehen mir sehr nah und ich bin erst auf den ersten Seiten.





Ich wünsche euch von herzen einen wunderschönen Donnerstag.
Bis bald,
Nives